HarzKurier vom 26.02.2000
Serie: Von Land und Leuten (38)
Von Albrecht Schütze

Freiheit. Die Eseltreiber von Freiheit werden vielfach nur im Zusammenhang mit dem Bau des Kornmagazins (1722) und dem damit verbundenen Transport des Brotgetreides in den Oberharz gesehen, dabei ist diese Gruppe von Erwerbstätigen viel länger in Freiheit ansässig gewesen.

Bis zum Ausbau der Straße von Freiheit durch das Lerbachtal über den Schieferberg nach Clausthal im Jahr 1845 waren die Wegeverhältnisse von Osterode über Freiheit in den Harz sehr beschwerlich. Geröll, Schnee, auch Wasser, versperrten oftmals den Weg durch das Tal. Die Höhenwege „Alte Harzstraße" und Hundscherweg" waren für Gespanne ungeeignet. Nur Lasttiere konnten eingesetzt werden, um größere Mengen an Handelswaren zu transportieren.

Nach Chronikunterlagen zogen bereits im 16. Jahrhundert Eseltreiber aus Freiheit in und über den Harz hinweg bis nach Osterwieck (Handelsknotenpunkt Braunschweig-Magdeburg). Nach Chroniken zu urteilen, gehört die Haltung von Maultieren als Lastenträger mit zu den bedeutungsvollen Existenzgründungen des Dorfes Freiheit. Die Arbeit eines Eseltreibers konnte nicht jeder übernehmen. Eine stabile Gesundheit, Wagemut und Entschlusskraft waren erste Voraussetzungen. Es ist belegt, dass die Freiheiter Eseltreiber auch beschwerliche Wege durch unwegsame Täler nicht scheuten. Bei Wind und Wetter kamen die Treiber ihrer Arbeit nach. Sie zogen als Gruppe, um gegebenenfalls gegenseitige Hilfe leisten zu können, denn die Pfade bargen manche Überraschung und Gefahr. Das Harzklima erforderte ganzjährig eine zuverlässige, beschrieben, die auch zu Spott und Neckereien Anlass gaben, besonders wenn sie Alkohol getrunken hatten.

In Oberharzer Mundart ist über die Freiheiter Eseltreiber berichtet: „...Disse vierbäning Languhren (dos häßt de Esel) waren äne ware Plohg, denn wenn se ihre Säck lus waren, su schtanden se mehrschtens schtunnelang, weil de Harrn Eseltreiwer ahmsu lang drinne in Loden sohzen un ihre Ziropsafterbrude (Sirupsaftbrote) un Kasschticker (Käsehappen) verzährten, wu natierlich ahch ä Kläner drzu genumme wur. Un de Esels wußten vor Langer-weil ahch nischt wätter als wie de Leit zu kujenieren (schikanieren) denn mit Hintenaus-schlahn war dos falsche Viehzeig immer bei dr Hand. Daß se wos ze frassen kriegen, ho ich net viel gesahn, un aus dissen Grund waren se wull ahch mehrschtens in dar rawiateen Schtimmung. De Eseltreiwersch schliefen mannichsmol of ihren Gaul un sohngs net, un wachten oft ärscht auf, wenn dos alte Grauthier of dr Freihät all vor'n Schtall schtand..."

Die Eseltreiber unter sich bildeten eine „Berufsgruppe", die kameradschaftlich zusammenhielt. Die Eseltreiberschenke „Haus Sonne" (Hauptstraße 21), erbaut 1700 (Foto), ist älter als das Kornmagazin in Osterode und könnte schon vor der Hochkonjunktur durch den Transport des Brotgetreides von Osterode nach Clausthal eine „Treiberstation" gewesen sein. Durch das Hinterhofgebäude (Stallung und Schuppen) führt eine schmale Gasse (Foto) mit Kieselsteinen ausgelegt vom Hof zur Abzweigung „Koppelweg" (Baumhofstraße) und der „Alten Harzstraße".


Foto: Haus Sonne (Hauptstraße 21), erbaut 1700, mit der Gasse vom Innenhof zur Alten Harzstraße. Foto: Schütze